Dagestanisches Märchenrepertoire

ATU 550 Vogel, Pferd und Königstochter

Die Normalform

Zusammenfassung

Einzelne Realisationsfälle

 

Die Normalform

Referenz-Motiv = a550:F:Erträumen:rHD_rHH_fHD

Häufigkeit = 3

Zur besseren Übersichtlichkeit der Liste sollten die entsprechenden Graphen betrachtet werden. Dabei muss der Häufigkeitsparameter mithilfe des Filters angepasst werden. Eine passende Filtereinstellung für diesen Fall lautet wie folgt:

·       Select a network item = edge;

·       Select a property = width;

·       Select value(s) ≥ 3

Anf-a550:F:Erträumen:rHD_rHH_fHD {-1}

a550:F:Erträumen:rHD_rHH_fHD {0}

a550:h:Begehren_einer_Person_oder_eines_GEGENSTANDES:rHD_rHH_fHD {1}

a550:F:REITTIER_besorgen:rHD_rHH_fHD {2}

a550:HF:Wegweisung_mit_ALTERNATIVEN:rHD_fHD {2}

a550:Hh:Auf_ALTERNATIVEN_reagieren:rHD_fHD {3}

a550:H:Potenziellen_Feind_zum_Gastgeber_gewinnen:rHD_rVB {4}

a550:H:REITTIER_erfassen:rHD_rZO {5}

a550:HF:REITTIER_erfassen:rST_rVB {5}

a550:HF:Information_aus_zweiter_Hand:rHD_rVB {6}

a550:F:Sorge_um_Freikaufsbedürftige:rHD_fHD {6}

a531:Hh:Auffälliges_GEGENSTANDES_habhaft_werden:rHD_rZM_rZO {8, 6}

a550:H:Sorge_um_Freikaufsbedürftige:rHD_fHD {7}

a550:H:Sorge_um_Freikaufsbedürftige:rHD_fHD_x {8}

a550:F:Sorge_um_Freikaufsbedürftige:rHD_fHD_x {8}

a550:f:ENTMACHTUNG:rHD_fHD {9}

a550:h:ENTMACHTUNG:rHD_fHD {10}

a550:h:Vorgang_deuten:rHH_rZO_fHD {11}

a550:h:Vorgang_deuten:rHH_fHD {11}

a550:h:Heldentat_VORTÄUSCHEN:rHH_fHD {11}

a550:h:FREIHEITSBERAUBUNG:rPP_fHD {12}

a550:h:Heldentat_VORTÄUSCHEN:rHH_rZO_fHD {12}

a550:H:FREIHEITSBERAUBUNG_beheben:rZO_rZO {13}

a550:H:Hochzeit_verschieben:rHH_rZO_fHD {13}

a550:h:VERLUST_von_Tieren_Früchten_Ernte_Essen_Futter_usw:rHH {inf}

Anf-a550:h:VERLUST_von_Tieren_Früchten_Ernte_Essen_Futter_usw:rHH {inf}

Zusammenfassung

Angesichts der aufkommenden Diskussion über die fließenden Grenzen zu ATU 551 Wasser des Lebens und ATU 531 Das kluge Pferd sind die exklusiven Motive des in Betracht gezogenen Typs zunächst unter Berücksichtigung dieser Überlappungen zu bestimmen.[1]

Die Unterschiede lassen sich sowohl durch das Vorhandensein als auch durch das Fehlen bestimmter Motivgruppen (Episoden) beschreiben.

Im Folgenden werden diese Merkmale in tabellarischer Form zusammengestellt:

Nr.

 

ATU 531

ATU 550

ATU 551

1.

Sorge um den Familienherr

0

2

2

2.

Geschwisterrivalität

0

2

2

3.

Wache am Garten

1

1

0

4.

Verjüngungsbad

2

0

0

5.

[Leuchtende] Feder

2

1

0

6.

Usurpator stellt den Auftrag

2

2

0

7.

Rückmeldung der Schöne

0

0

2

Legende:

0 = ausgeschossen oder überflüssig

1 = optional

2 = obligatorisch

Wie ersichtlich, zeichnet sich das Märchen ATU 550 im Vergleich zu anderen verwandten Typen zunächst dadurch aus, dass es weder die 4. noch die 7. Episode integriert. Zudem ist die in ATU 550 vorhandene Geschwisterrivalität (2) nicht durch eine Rückmeldung der Schönen (7) ergänzt.

Wie ersichtlich, zeichnet sich das Märchen ATU 550 im Vergleich zu anderen verwandten Typen zunächst dadurch aus, dass es weder die 4. noch die 7. Episode integriert. Zudem ist die in ATU 550 vorhandene Geschwisterrivalität (2) nicht durch eine Rückmeldung der Schönen (7) ergänzt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn eine Erzählung die Episode über die Herbeischaffung eines vom Familienoberhaupt gewünschten Tiers (+1) mit Geschwisterrivalität (+2) kombiniert, dabei jedoch weder eine Rückmeldung der Schönen (-7) noch das Begehren der Schönen durch einen Usurpator sowie ein anschließendes Verjüngungsbad (-4) enthält, handelt es sich um ATU 550.

Aus dieser Definition ergibt sich die Regel, dass eine Kombination von ATU 550 mit ATU 551 ausgeschlossen ist. Dagegen ist eine Kombination von ATU 550 mit ATU 531 oder von ATU 531 mit ATU 551 durchaus denkbar.

In der dagestanischen Variante des Typs ATU 550 handelt es sich in den meisten Fällen um das Begehren des Königs nach einem im Traum gesehenen Pferd. Auf der Suche nach diesem Pferd geraten die älteren Brüder in Schwierigkeiten. Der Jüngste hingegen gewinnt die Zuneigung der Mutter eines Ungeheuers und erhält von ihr eine Handlungsanleitung zur Erbeutung des gesuchten Pferdes. An dieser Stelle wird die Fassung durch Motive des Typs ATU 531 fortgesetzt. Auf die Besonderheit dieser Kombination sind wir bei der Katalogisierung des Typs 531 aufmerksam geworden. Nachfolgend geben wir eine kurze Zusammenfassung der Fassung, die aus dieser Kombination hervorgegangen ist:

[[ATU 550: Das Märchen beginnt mit der Aufgabe der drei Königssöhne, das vom König geträumte Zauberpferd zu beschaffen. Der jüngste Sohn trennt sich am Kreuzweg von seinen Brüdern und kommt zur Mutter des Ungeheuers, die er als Gastgeberin für sich gewinnt. Während seine Brüder ihre Zeit mit Vergnügen verbringen, erhält der Held die nötigen Anweisungen vom Ungeheuer und wird Besitzer des Pferdes, das ihn fortan begleitet.] + [ATU 531: Auf dem Heimweg findet er eine leuchtende Feder, die er trotz der Warnung des Pferdes mitnimmt. In der Nacht zieht das Licht der Feder die Aufmerksamkeit des Stadthalters auf sich, der am nächsten Tag vom Helden verlangt, den Vogel, dem die Feder gehört, zu beschaffen. Mit Hilfe des Pferdes stiehlt der Held das gefiederte Kleid einer im Teich badenden Vogeljungfrau und erpresst ihre Heiratszusage. Als sie erfährt, dass sie dem Stadthalter versprochen ist, schmiedet sie gemeinsam mit dem Helden einen Plan, um ihn zu töten. Sie überzeugt den Stadthalter, dass ein Bad in siedender Milch ihn verjüngen werde, und bringt ihn dadurch um.] + [ATU 550: Auf dem Rückweg verraten die älteren Brüder den Helden, der sie kurz davor aus der Schuld befreit hatte, und stoßen ihn im Schlaf in einen tiefen Brunnen. Das Pferd läuft davon, und die Schöne, die sich weigert, einen der Brüder zu heiraten, wird im Turm gefangen gehalten. Die älteren Brüder gehen zum König und berichten ihm, dass der jüngste Sohn spurlos verschwunden sei. Das Pferd rettet die Schöne aus ihrer Gefangenschaft, und gemeinsam befreien sie den Helden aus dem tiefen Brunnen. Der Held kehrt mit dem Pferd und der Schönen zum Vater zurück, während die treulosen Brüder ihre gerechte Strafe erhalten.]]

Die andere, relativ schwach verbreitete Fassung des Typs entwickelt sich nach dem typischen Schema der internationalen Variante.

Ein goldener Vogel stiehlt die Äpfel des Königs. Die Söhne sollen ihn fangen. Nur der Jüngste bleibt wach und sichert eine Feder. Alternativ braucht ein kranker König den Gesang des Vogels zur Heilung.

Die drei Brüder machen sich auf die Suche. Die Älteren missachten die Warnung eines Fuchses (Wolf) und scheitern. Der Jüngste hilft dem Tier, das ihn zum Vogel führt. Trotz Warnung nimmt er auch den Käfig mit, wird ertappt und muss als Ausgleich ein Zauberpferd beschaffen. Erneut missachtet er den Rat, wird gefasst und soll nun eine Prinzessin holen. Der Fuchs übernimmt die Aufgabe und hilft bei der Flucht mit Prinzessin, Pferd und Vogel. Der Held rettet später seine Brüder, obwohl der Helfer davor warnt. Diese verraten ihn und nehmen die Beute. Der Fuchs rettet und belebt ihn. Am Ende wird der Prinz als wahrer Held erkannt, heiratet die Prinzessin, die Brüder werden bestraft, der verzauberte Helfer erlöst.

 

Einzelne Realisationsfälle

Zur Betrachtung einzelner Realisierungsfälle eines bestimmten Typs steht der Textkatalog zur Verfügung.

 

 

 



[1] Blécourt, Willem (2014): Vogel, Pferd und Königstochter. In: Enzyklopädie des Märchens. Bd. 14, Sp. 283. Papae, Walter (1984): Ferdinand der treue und F. der ungetreue. In: Enzyklopädie des Märchens. Bd. 4, Sp. 1017.